Die Sopran-Solistin Irene Mattausch spricht über ihre Rolle im Moses-Oratorium von Max Bruch und dessen Aufführungen mit dem Bodensee-Madrigalchor und der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz.
In diesem biblischen Oratorium von Max Bruch singen Sie als Sopran-Solistin den Part als Engel des Herrn, der Moses den Weg auf den Berg Sinai weist. Welche Herausforderung beinhaltet dieses Solo?
Der Engel des Herrn verkündet etwas. Daher wollte der Komponist, dass diese Rolle rein göttlich gesungen wird. Das ist spannend, interessant und ganz anders als in anderen Oratorien, in denen es darum geht, menschlich zu singen. Für mich war dies auch ein wesentlicher Punkt bei der Entscheidung, das Solo zu singen.
Was macht dieses eher unbekannte Werk insgesamt aus?
Das Oratorium Moses von Max Bruch war lange Zeit unentdeckt. Es ist ein sehr lebendiges Stück mit großen Solo-Partien und anspruchsvoll orchestriert. Zudem ist es tiefgründig, ergreifend und anders als manch bekanntes Werk. Man muss sich hinein hören und offen sein für Neues. Musik ist so vielseitig. Wenn man sich auf das Werk einlässt, ist man mitten im Geschehen. Dann kann man hören, wie Wolken aufziehen oder auch wie Moses auf den Berg Sinai steigt.
Das anspruchsvolle Werk ist auch für Chorsänger mit höchsten Anforderungen verbunden. Wie lange hat der Bodensee-Madrigalchor dafür geprobt?
Seit anderthalb Jahren bereitet sich der Chor auf das Konzert vor. Da die Proben nur alle zwei Wochen stattfinden, ist die Zeit dennoch sehr knapp. Deshalb gab es zusätzliche Proben, wie zum Beispiel das dreitägige Chorwochenende. An einem Tag war ich als Stimmbildnerin dabei.
Dirigent des Bodensee-Madrigalchors ist Andreas Jetter, mit dem Sie verheiratet sind und drei Kinder haben. Wie wirkt es sich auf die Zusammenarbeit aus, wenn Solistin und Dirigent
Ehepartner sind?
Wir versuchen, Musik und Privates zu trennen. Eine Zusammenarbeit hat aber auch Vorteile: Zuhause können wir die Rolle ausführlich besprechen und auch gemeinsam musizieren. Dann spielt mein Mann Klavier und ich singe. Mit der Vorbereitung auf meinen Solo-Part fing ich im Sommerurlaub an der Ostsee an. Ich hatte meine Noten dabei und habe mit meinem Mann über das Stück geredet, während unsere Kinder im Sand gespielt haben. Beim Proben geht es nicht nur um gesangliches, sondern auch um mentales Üben. Markus Volpert, der bei den Aufführungen den Bass-Solopart singt, kam auch noch zu gemeinsamen Proben an unseren Urlaubsort.
Neben Chor und Solisten wirkt auch die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz in großer Orchesterbesetzung mit. Wie sieht der Zeitplan aus, damit ein Konzert mit so vielen Beteiligten
gelingt?
Erst kurz vor der Aufführung findet die erste Probe mit allen Mitwirkenden statt. Zunächst probt jeder für sich – und am Ende wächst alles zusammen. Das ist dann der Moment, auf den man bei einem solchen Projekt hinarbeitet. Zwei Tage vor dem ersten Konzerttermin ist Orchesterprobe, am nächsten Tag ist Generalprobe und danach folgen die drei Aufführungstage.
Fünf Tage hintereinander mit großem, gesanglichem Einsatz – wie gehen Sie stimmlich mit dieser Anstrengung um?
In solchen Situationen ist Professionalität erforderlich – Gesangstechnik spielt hier eine wichtige Rolle.
Fragen: Karin Zöller
